Dienstag, 11. August 2015

Enkeltrick und Einbruch – der Bürger ist nicht machtlos

Anfang August hat eine Stadtteilzeitung gemeldet „Rentner fällt auf Enkeltrick herein.“
Und als ob sich die Betrüger mit unserem Verein MARTINIerLEBEN abgesprochen hätten: Am 04.08.2015 war der Bürgernahe Beamte Wilm Böwig zu Gast im NachbarNetzCafé, um über dieses Thema zu referieren. Neben der Enkel-Nummer informierte der Polizeihauptkommissar auch über Wohnungseinbrüche – und wie man sich davor schützen kann. Hans Loose sprach mit unserem Stadtteilpolizisten.

Herr Böwig, Unbekannte haben einen Rentner in der Nissenstraße um mehrere 1000 Euro betrogen. Was war da los?
Gegen 18 Uhr hatte das Telefon bei dem älteren Herrn geklingelt. Eine Frau gab sich als Bekannte aus. Sie sei in finanzieller Notlage und flehte ihn um Geld an. Der Rentner dachte, es handele sich um eine alte Freundin und wollte helfen. Er ging daraufhin zu seiner Bank und holte Geld aus dem Automaten. Nur 40 Minuten später klingelte ein angeblicher Notar an seiner Tür. Der Komplize der falschen Freundin stellte eine Quittung aus und nahm das Geld in Empfang. Vergeblich versuchte der Betrogene anschließend, seine Freundin zu erreichen. Erst unsere Kollegen, die er schließlich informierte, konnten mit der Frau Kontakt aufnehmen. Die Dame wusste von nichts. Der Rentner war bis zum Schluss fest der Meinung, dass es sich bei der Anruferin um seine Bekannte gehandelt haben muss.

Nun ist der sogenannte Enkeltrick ja nicht neu. Dennoch gelingt es Betrügern mit immer neuen Varianten, vor allem ältere Menschen über den Tisch zu ziehen. Wie kommen die Betrüger denn an die Telefonnummern ihrer Opfer?
Die Täter suchen im Telefonbuch nach alten deutschen Namen: Anne, Heidi, Hartmut waren vor 50 bis 60 Jahren sehr verbreitet. Auf unserer Wache in der Troplowitzstraße 3 halten wir Formulare bereit, mit denen man bei der Telekom und anderen Anbietern die Abkürzung des Vornamens im Telefonbuch beantragen kann.

Und wenn dann doch mal ein Mensch bei mir anruft, bei dem ich vermute, dass er böse Absichten hat, was soll ich dann tun?
Wenn Sie Argwohn hegen, legen Sie sofort auf! Wenn Sie es sich zutrauen, spielen Sie das Spiel mit. Wenn Sie nicht einfach auflegen wollen, kündigen Sie an, das Geld von der Bank holen zu müssen. Dann sollten Sie unbedingt mit der Dienststelle für Trickdiebstahl (LKA 43) unter Tel. (040) 428 6 – 74303 die nächsten Schritte absprechen.

Manchmal helfen ja auch Bankangestellte, einen älteren Menschen vor Betrug zu schützen.
Bankbetrüger sind sehr pfiffig. Unser LKA 433 schult deshalb regelmäßig Bankmitarbeiter, damit diese gegebenenfalls die Polizei alarmieren, wenn Ihnen ein Vorgang verdächtig erscheint.

Das zweite Thema des NachbarNetzCafés waren die häufigen Wohnungseinbrüche. Wie kann der Bürger sich hier schützen?
Einbrüche erfolgen vor allem in den oberen Etagen. Dort werden Diebe wenig gestört. Ihr Komplize kann schon beim Aufhebeln oder -brechen der Wohnungstür überprüfen, ob sich jemand im Treppenhaus von unten nähert. Schutz vor Einbrüchen bieten Quer- und vor allem Längsriegel. Ist das Eindringen in die Wohnung zu kompliziert, lässt der Einbrecher gern davon ab. Der Bürger sollte jedoch auch darauf achten, dass keine Leiter hinter dem Haus im Hof steht. Ungenutzte Leitern sollten immer angekettet sein. Gegebenenfalls müssen Sie den Vermieter um Unterstützung bitten.

Besonders beliebt bei Einbrechern sind offenbar ebenfalls Erdgeschoss-Wohnungen.
Diese werden überwiegend von außen angegangen. Auch dort sollten Sie es den Eindringlingen möglichst schwer machen. Fenster sollten beim Verlassen der Wohnung nicht auf Kipp stehen und außerdem abgeschlossen werden. Außerdem: Pflastern Sie Ihren Balkon nicht so sehr mit Balkonpflanzen. Sie bieten Einbrechern eine hervorragende Deckung vor Blicken von außen. 

Einbrecher wenden in letzter Zeit neue Hilfsmittel an, um in Häuser und Wohnungen zu kommen. Dazu sollen unter anderem Plastikflaschen dienen.
Die Flippermethode (eine aufgeschnittene Flasche) ist eine Methode, wie Sie sie vielleicht aus dem Fernsehen mit den Kreditkarten kennen. Es wird versucht, die Falle im Türschloss zurückzudrücken, sodass die Tür aufspringt. Diese Methode funktioniert allerdings nur dann, wenn die Tür ins Schloss gezogen und nicht abgeschlossen wurde.

Dann gibt es ja noch den Trick mit den Plastikklemmen.
Diesen Trick wenden Einbrecher gerne an, um zu überprüfen, ob Haus oder Wohnung unbewohnt sind bzw. die Bewohner sich im Urlaub befinden. Schmale Pastikstreifen, etwa 8 cm lang, werden dabei in U form gebogen und zwischen Eingangstür und Rahmen gezwängt. Einige Tage später kommt der Späher erneut vorbei. Sind die Plastikklemmen heruntergefallen oder verschwunden, war jemand in der Wohnung. Klemmen Sie noch an gleicher Stelle, kann der Einbruch verübt werden

So sieht ein echter Polizeiausweis aus.
Was kann ich als Nachbar tun, um Einbrüche möglichst zu verhindern?
Gute Nachbarschaft ist wichtig! Öffnen Sie über die Gegensprechanlage nur Bekannten die Haustür. Und wenn der Postmann klingelt, schauen Sie, ob wirklich nur er ins Gebäude kommt. Wenn Sie Unbekannte im Treppenhaus treffen, sprechen Sie sie an. Fragen Sie, zu wem sie wollen. Sollte Ihnen Personen verdächtig erscheinen, scheuen Sie sich nicht, den kostenlosen Polizeinotruf 110 zu wählen. Den Kampf gegen Wohnungseinbrüche hat die Hamburger Polizei zu Ihrem Hauptauftrag in der Kriminalitätsbekämpfung gemacht.

Was kann ich tun, wenn ich mehr wissen will, um Betrug oder Einbruch zu verhindern?
Mehr Informationen erhalten Sie im Internet unter http://www.hamburg.de/polizei/kriminalpraevention/
Sie können auch einen Termin mit der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Caffamacherreihe 4 vereinbaren. Die Rufnummer: (040) 428 6 – 70777.

Danke, Herr Böwig, für unser Gespräch!
Text und Bilder: Hans Loose