Dienstag, 5. Dezember 2017

Ist der Eppendorfer Park in Gefahr?

Umgekippte Eiche1

Gleich zweimal innerhalb weniger Wochen haben im Oktober die Stürme Xavier und Herwart den Deutschen Norden heimgesucht. Die Unwetter machten auch vor dem Eppendorfer Park nicht halt. Die traurigen Highlights:
Umgekippte Eiche 2
Xavier beschädigte nach Angaben des Grünamts 12 Bäume. Sechs von ihnen, darunter eine große Birke, stürzten um bzw. mussten gefällt werden. Sturmtief Herwart drei Wochen später kippte ebenfalls zwei Bäume um wie Streichhölzer, u.a. eine 120 Jahre alte Eiche, ein dritter Baum wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.
Was wir erlebt haben, war sicherlich nicht der letzte Sturm. Wir wollten daher vom Bezirksamt wissen, ob der Eppendorfer Park in Gefahr ist. „Stürme sind unvorhersehbare Ereignisse“, so Pressesprecher Jan-Peter Uentz-Kahn, „von daher lassen sich keine Gefahren im Voraus vorhersagen.“
Eppendorfer Park im Sommer
Eppendorfer Park im Sommer
Dennoch trifft die Verwaltung Vorkehrungen. Schon im Sommer haben der Bezirk und wir einen Plan veröffentlicht, den alten Baumbestand zu schützen. Denn Eppendorfer*innen sind nicht immer respektvoll mit dem Park umgegangen, haben sich ihre Schleichwege von den Wegen weg durchs Grün getrampelt. Das soll sich ändern.
Derzeit ist die Anlage etwa zu Hälfte gesperrt. Bis zur Jahreswende wird der süd-westliche Zugang barrierefrei gestaltet. Gartenfachleute stellen das alte Wegesystem von 1900 wieder her. Schutzgitter werden alte und neue Pflanzen künftig sichern, damit sie mehr Raum zum Atmen haben. Kniehohe Gitter tragen künftig zur Stabilität der grünen Riesen bei.
Eine Rampe führt künftig auf den Hügel
Eine Rampe führt künftig auf den Hügel
Eine gute Nachricht gibt es indes für Rollstuhlfahrende und Kinderwagen-Eltern: wer aus diesen Gruppen bisher auf den Hügel wollte, scheiterte meist an 16 breiten Stufen. Unser Verein MARTINIerLEBEN hatte daher angeregt, im Zuge des Umbaus die Einrichtung einer Rampe zu prüfen. Unmöglich, hieß es zunächst aus der Bezirksverwaltung: eine Auffahrt müsste eine Länge von 94 Metern haben. Nun hat man dort noch einmal nachgerechnet. Bezirksamtssprecher Uentz-Kahn: „Bei der Konkretisierung der Ausführungsplanung hat sich die Möglichkeit ergeben, dass der Hügel entsprechend barrierefrei erreichbar sein wird.“


Text und Bilder: Hans Loose

Donnerstag, 5. Oktober 2017

Hochbahn verbessert Kundeninformation


Hochbahngrafik
MARTINIerLEBEN hat mehrfach die schlechte Informationspolitik der Hochbahn bei baustellenbedingten Veränderungen kritisiert: grafische Wegweisung zur Ersatzhaltestelle fehlten häufig, ebenso eine konkrete Information, welche Linie mit welchem Ziel am Ersatzhalt abfährt. Unsere Vorschläge hat die Hochbahn nun offenbar aufgegriffen und am Eppendorfer Marktplatz weitgehend umgesetzt.
fahrgäste
Denn dort müssen Fahrgäste derzeit wieder einmal umdenken: aufgrund von Bauarbeiten sind die Haltestellen von acht Linien in beiden Richtungen verlegt worden.
Digitale Hinweise und Aushänge sind auf der Haltestellen-Insel und vor dem Imbiss vorhanden. „Ab Freitag, dem 29. September 2017 wird diese Haltestelle für ca. 2 Wochen nicht bedient.“  Doch damit nicht genug: wie von uns empfohlen zeigen an mehreren Stellen angebrachte Grafiken, wo es in der Zwischenzeit zum Bus geht. In Fahrtrichtung Winterhude halten die Busse am Fahrbahnrand in Höhe der Originalhaltestelle. Zum Klosterstern und nach Altona stoppen sie in einer Parkbucht der „Kleinen“ Eppendorfer Landstraße.
Eine nette Nachbarin hat selbst zum Filzstift gegriffen und eine eigene Zeichnung aufgehängt: es geht rund um die Sparkasse, dann auf die andere Straßenseite. Dort hält der Bus.
Auch an den Ersatzhaltestellen werden Fahrgäste ausführlich informiert. Es hängen die passenden Fahrpläne, jede*r kann ablesen, wohin die Fahrt jeweils geht.
Kleines Manko: anders als von uns vorgeschlagen, ist an den Ersatzhaltestellen von weitem nicht zu erkennen, welche Busse dort Fahrgäste aufnehmen. So drücken sich vor allem Ortsunkundige vor den kleinen Schautafeln ihre Nase platt.

Zweites Problem: die enge Verkehrsbeziehung zwischen Fußgängern und Radlern vor dem Eisladen ist  nun noch dramatischer als sonst. Denn die Hochbahn hat zwei Ersatzhaltestellen-Schilder direkt auf dem ohnehin engen Fahrradweg platziert. Radfahrende sind also gezwungen, auf den Fußweg auszuweichen. Auch hier ist zu vermerken: die meisten Radler bremsen freundlich rechtzeitig, einige steigen sogar ab, damit es nicht zu Unfällen kommt.

Text und Fotos: Hans Loose

Dienstag, 5. September 2017

Dunkle Wolken über grünem Idyll

Grünes Idyll Schede-/Frickestraße
Seit knapp einem Jahr besitzt unser Verein die offizielle Lizenz, die Baumscheibe am „Roten Platz“ Ecke Schede-/Frickestraße zu pflegen und weiter zu verschönern. Nicht immer macht die ehrenamtliche Arbeit Spaß: in den letzten Wochen haben Pflanzendiebe und achtlos entsorgte Kippen die Baumpaten verärgert.
Der Sonnenhut leuchtetUnser Roter Platz wird bei den Nachbar*innen wunderbar angenommen. Geranien blühen im kräftigem rot-weiß, der Sonnenhut leuchtet gelb mit seinem braunen Punkt in der Mitte. Auf der etwa fünf Quadratmeter großen Fläche unter der Weißbuche grünen Storchenschnabel, Fette Henne, Gräser und verschiedene Farne. Die Pflanzen stammen zum einen aus Ulrike Kloses eigenem Garten, zum anderen aus einem Anbaugebiet des Bezirks im Stadtpark. Einige Setzlinge hat die Hobby-Gärtnerin auch gekauft. „Wenn du was machst, hast du immer nette Begegnungen“, freut sich Ulrike. Oft wird sie beim Pflanzen und Pflegen angesprochen: Mütter mit ihren Kindern bleiben stehen, Volker gibt aus seinem Fenster heraus fachkundige Kommentare, Senioren nutzen eine der Sitzgelegenheiten (Marke „Luise“) zum kleinen Plausch.
Urkunde Baumpatenschaft
Einige Seh-Leute bieten auch ihre Hilfe an, schleppen z.B. eine Kanne voll Wasser vom Gebäude der Vaterländischen Stiftung zur Scholle. 
Seit vier Jahren betreuen Ulrike und ihre Freundin Heida den Platz rund um die Weißbuche, seit Ende 2016 mit dem Segen des Bezirksamts. Doch die Freude am bunten öffentlichen Gärtnern wurde in den letzten Monaten mehrere Male getrübt: zwei der Geranien aus den roten Kübeln verschwanden über Nacht, blaue Männertreu-Büschel wurden herausgerissen und achtlos daneben geworfen. „Zu Weihnachten haben Unbekannte sogar eine Christrose geklaut“, schimpft Frau Klose. Erklären kann sie sich den Frevel nicht. Nicht böser Wille, eher Übermut, lautet ihr Verdacht. Die Enttäuschung der beiden ist inzwischen manchmal so groß, dass sie schon aufgeben wollen.
zwei Geranien geklaut
Zwei Geranien fehlen
In den letzten Wochen haben sich außerdem die Kippen  unter den Bänken gehäuft. Gleichzeitig quoll der Mülleimer am Straßenschild über. Ein Anruf bei der Stadtreinigung hat inzwischen Abhilfe gebracht. Danke schön! Die Saubermänner haben einen knallig roten Abfalleimer montiert. Wegen Urlaub ist der Müllschlucker leider in der letzten Zeit nur einmal pro Woche geleert worden. Nicht wie sonst üblich, doppelt so oft.
Mülleimer. Aufschrift: Kippen gehören eingelocht
An der Bauchseite des Eimers steht eine eindeutige Losung: Kippen gehören eingelocht. Der Weg von der Bank zum Eimer beträgt wenige Meter. Ein gutes Training für Zwischendurch - auch für Kettenraucher.


Unterdessen lädt Ulrike Klose die Pflanzendiebe – sowie natürlich alle Nachbar*innen -, ein wiederzukommen und einfach mal auf einer der Bänke Platz zu nehmen. „Schaut doch mal, wie schön das hier ist“,  verspricht Ulrike. „Verfolgt das Wechselspiel der Farben, freut euch über diese Idylle!“

Text: Ulrike Klose, Hans Loose
Fotos: HL

Donnerstag, 10. August 2017

Wer macht sowas?

Unbekannte haben Ende Juli unser großes Repair-Café – Plakat auf dem Marie-Jonas-Platz gestohlen.
Unser alter Aushang
Seit Mitte 2014 hängt auf der Stellwand vier Mal im Jahr eine große Ankündigung auf den nächsten Termin. So sollten die Eppendorfer*innen aktuell erfahren, dass am 19. August 2017 um 14 Uhr das nächste Repair-Café (RC) seine Pforten öffnen wird. Am 29. Juli allerdings glaubten die RC – Veranstalter ihren Augen nicht zu trauen: Das Plakat war weg! Repairer Rudolf kam aufgeregt ins Kulturhaus gelaufen und verbreitete die schlechte Nachricht.
Dies ist  bereits der zweite Anschlag auf unsere bunte Anschlagtafel: Im letzten Jahr hatten Schmierer sie mit einem schwarzem Edding-Stift verunziert. Eine Reinigung gelang nur bedingt, einige Kritzeleien blieben zurück.
Lore Vogt
Getreu dem Prinzip eines Repair Cafés - wider dem Wegwerfwahn hin zu Nachhaltigkeit - und auch, um die Druckkosten gering zu halten, hatte sich das Team um Elisabeth schon vor drei Jahren für ein "Dauer-Plakat" aus PVC entschieden. Denn der Verein hat nur geringe finanzielle Mittel und kann sich nicht jedes Mal ein neues Plakat in dieser Größe leisten. Deswegen wurde auch das neue RC-Datum immer wieder handschriftlich nachgezeichnet und neu überklebt. Eine schöne Tradition!
Unter den Repairern herrscht daher nur Kopfschütteln. „Ich finde es einfach nur besch...“, meint einer, „und ärgere mich über solche Dumpfbacken, die keinen Respekt vor fremdem Eigentum haben.“  Das Team hofft, dass sich Zeugen des Diebstahls bei uns melden. Oder dass der Dieb merkt, dass er mit dem PVC-Teil eigentlich gar nichts anfangen kann – und es im Kulturhaus zurückgibt.
Sebastian Schuppa und Besucherin
Unser Verein lässt sich indes nicht entmutigen: die Vorbereitungen für den 19. August laufen weiter (Infos). Dann wird im großen Saal des Kulturhauses Eppendorf von neuem gebohrt, gelötet, genäht und geschraubt. Von den eingenommenen Spenden soll wieder ein "Dauer-Plakat" gedruckt werden: zur Veranstaltung am 4.11.17 wird ein neues Repair-Café-Plakat am gewohnten Ort aushängen - und hoffentlich auch hängen bleiben! 
Text: Hans Loose

Donnerstag, 13. Juli 2017

Standards zur Benachrichtigung von
Hochbahnkunden und Autofahrern bei Baustellen

Symbolfoto Ersatzhaltestelle
Ersatzhaltestellen bitte mit Linien-
und Zielangabe
Zwischen dem 22.5. und 26.5.17 waren zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Teile der Martinistraße gesperrt. Betroffen waren vor allem 600 meist ältere Menschen, die im Bereich Frickestraße wohnen.  Die Information durch Hochbahn und Polizei waren erneut mangelhaft - auch wenn wir wissen, dass die Hochbahn in jenen Tagen einen Großeinsatz wg Wasserrohbruch in der Max-Brauer-Allee zu bewältigen hatte. MARTINIerLEBEN e.V. setzt sich seit Jahren dafür ein, in unserem Viertel ein "barrierefreies Musterquartier" zu schaffen. Deshalb haben wir einige Standards formuliert, wie Hochbahn und Polizei ihre Informationsstrategien verbessern können.
Wir haben entsprechende Schreiben an die Pressestelle der Hochbahn und das zuständige Polizeirevier verschickt und hoffen auf eine Stellungnahme und ein gemeinsames Gespräch.

Die folgenden
Standards zur Benachrichtigung von Hochbahnkund*innen und Autofahrer*innen haben wir unserem Schreiben beigefügt:


Anwohnerinformation 
  • Ankündigung mehrere Tage im Voraus
  • Hauswurfsendungen (die Adressen beispielsweise der umliegende Senior*innen-Stifte sind der Polizei bekannt
  • Informationen am schwarzen Brett der Stifte sowie in umliegenden Häusern und Geschäften

Grafisch dargestellte Umleitungsstrecke
Umleitungen grafisch darstellen!
Information der Hoch- bzw. S-Bahn –Fahrgäste
  • Aushänge an den Haltestellen – auch im Voraus
  • Durchsagen in den Bussen
  • Grafische Erläuterung des Wegs zur Ersatzhaltestelle
  • An jeder Ersatzhaltestelle wird beschrieben, welche Busse sie bedienen und wo die Fahrt hingeht  
  • Twittermeldung
  • Am ersten Tag: Infos vor Ort, z.B. durch die Hochbahnwache
  • Info auf der Internetseite „Fahrplanänderungen“

Umleitungshinweise für Autofahrende
Umleitungshinweise für Autofahrende
Information der Autolenker
  • Aufbau  von Umleitungsstrecken, besonders bei wichtigen Zielen wie dem UKE
  • Klare, verständliche Schilder, wie die Ziele erreicht werden können
  • Ankündigung mehrere Tage im Voraus



Jeannine Strozynski - RESIDENZ BETHANIEN-HÖFE

Larissa Rode/Elisabeth Kammer - 
MARTINIerLEBEN Quartiersbüro

Freitag, 26. Mai 2017

Umgestaltung Eppendorfer Park -
bitte barrierefrei!

Teilnehmende der Begehung
Rita, Heike, Wolfgang und K-D auf Parkerkundung

MARTINIerLEBEN hat fünf Verbesserungsvorschläge für die geplante Eingangs-Umgestaltung des Parks erarbeitet. Diese sind an die Fraktionen im Regionalausschuss Winterhude-Eppendorf gegangen, an den Seniorenbeirat sowie an die Abteilung Stadtgrün im Bezirksamt.

1. Die Einfahrt zum Bauspielplatz Frickestraße 1 ist mit Kopfsteinen gepflastert. Rollstuhlfahrer*innen und Kinderwagen haben bei Umrundung des Parks Probleme, über dieses Pflaster zu fahren. Außerdem können Kinder mit Gehbeeinträchtigung nur über dieses Kopfsteinpflaster bzw. über Stufen zum daneben liegenden Spielplatz gelangen. Zu prüfen wäre daher, ob das Kopfsteinpflaster durch einen anderen Belag ersetzt werden kann.
Stolperfalle Eingangsbereich
Stolperfalle Eingangsbereich

2. Der Eingangsbereich West hat derzeit eine Stolperfalle – nicht nur für Behinderte. Wir gehen davon aus, dass dieser Höhenunterschied im Zuge der Umgestaltung aufgehoben wird.





Wasserrinne
Wasserrinne
3. Im Abzweig des Binnenweges hat das Wasser sich einen eigenen Weg quer zum Abzweig gebahnt: eine Stolperfalle für Spaziergänger/Jogger und Rollifahrer. Hier sollte durch geeignete Maßnahmen das Abwasser wieder in die vorgesehene Bahn gelenkt werden.
Rollifahrer können die Stufen nicht überwinden
Endstation für Rollifahrer*innen
4. Für Rollstuhlfahrer*innen endet der "Aufstieg" zum Hügel bisher an mehreren Stufen. Im Zuge der Umgestaltung der Zugänge sollte es künftig auch ihnen möglich sein, auf die kleine Anhöhe zu gelangen. Denkbar ist z.B. eine gebogene Rampe auf dem geplanten südlichen Zugang zum Hügel. 


Das frühere Toilettenhäuschen
Das frühere Toilettenhäuschen
5. Der Park sollte eine barrierefreie öffentliche Toilette erhalten.


Text und Bilder: Hans Loose 

Donnerstag, 18. Mai 2017

Neues Entree für den Eppendorfer Park

Informationen vom Bezirksamt

Parkeingang heute
Parkeingang heute
Vor wenigen Monaten musste der Bezirk zwei alte Buchen am Parkeingang Curschmannstraße  fällen- sie waren von einem Pilz befallen. Nun will das „Fachamt Stadtgrün“ diesen Eingangsbereich verschönern. „Gleichzeitig wollen wir den alten Baumbestand schützen“, heißt es beim Stadtgrün. Die neue Wegeführung orientiert sich an alten Plänen von 1900. Schließlich gilt unsere Grünanlage sogar als „Gartendenkmal“. Doch nicht alle Besucher* innen haben ihr in den letzten Jahren den nötigen Respekt erwiesen. Wo grüne Ecken über Jahre niedergetrampelt wurden, werden Schutzgitter den neuen Pflanzen und Buchen künftig mehr Raum zum Atmen sichern. Auch die Zugänge zum Aussichtshügel stehen zur Debatte: künftig sollen diese Wege nicht mehr durch den Baumbestand, sondern über die Rasenfläche, unterbrochen von Treppen, hinauf zur Eiche führen.

Erklärung an der Stelltafel
Bürger*innen-Dialog
Am 17. Mai haben Katrin Schoppmeier und Hans-Hermann Lahtz ihren grünen Tisch verlassen und Anwohner/Parkbesucher in die Grünanlage eingeladen. Ein schönes Beispiel für Bürgernähe. Gemeinsam wurden die Ideen für die Gestaltung des westlichen Parkbereichs diskutiert. Die rund 20, meist älteren Teilnehmer*innen, waren durchweg sehr zufrieden mit den Plänen.

Fragen gab es auch – die betrafen den gesamten Eppendorfer Park. Zwei
Bild: Park um 1900
Park um 1900
Beispiele: Ist das Grillen dort eigentlich erlaubt? Antwort: Ja. Die Grills müssen jedoch in einem Abstand von 50 cm über dem Boden aufgestellt werden, um die Grasnarbe nicht zu gefährden.(FlyerWird es eine Toilette geben? Das ist nicht geplant. Im UKE gibt es öffentliche WCs. Empfehlung eines Teilnehmers: Dann sollte wenigstens geprüft werden, ob die Toilette am Bürgerhäuschen öffentlich gemacht werden kann. Das Grünamt wird das klären.

Plan 2017
Plan für die Eingangs-Neugestaltung
Der Umbau des Parkeingangs Curschmannstraße – Kosten unter 100 000 Euro - soll im Herbst beginnen und drei Monate dauern. Das neue Entree soll barrierefrei sein. Und zwei junge Buchen werden dann den Zugang zieren.

Vorlage für den Regionalausschuss am 29.05.2017
Bilder: Bezirksamt Hamburg-Nord, H.Loose
Text: Hans Loose


Dienstag, 9. Mai 2017

U-Bahn Klosterstern –
barrierefrei, aber noch nicht ganz

Kurs Barrierefreiheit- Schachbrett, große Schilder, Aufzug und Lückenfüller

Gapfiller im Übergang
Die U1-Haltestelle Klosterstern ist ab sofort barrierefrei zugänglich. Für Menschen mit Handicap, Eltern mit Kinderwagen und ältere Fahrgäste macht der neue Aufzug an der Einmündung des Eppendorfer Baum in den Klosterstern die Nutzung der U1 deutlich
Mit großem Schritt

komfortabler.“ Mit diesen Worten präsentierte die Hochbahn am 20.12.2016 den Umbau der Station. Im Zuge der Bauarbeiten wurde der Bahnsteig erhöht und mit taktilen Leitsystemen für sehbehinderte Fahrgäste versehen sowie die Rolltreppen erneuert.
Was für den Zugang zur Haltestelle gilt, funktioniert jedoch noch nicht zu 100 Prozent auf dem Bahnsteig. Denn der liegt in Richtung City in einer Rechtskurve. Und diese Kurve macht noch immer Probleme: zwischen U-Bahn und gebogenem Bahnsteig hat zunächst ein gefährlicher Spalt geklafft, teilweise 15 cm breit. Pia Gängerich von der Hochbahn: „Haltestellen gelten nur dann als barrierefrei, wenn zwischen Zug und Bahnsteig in Höhe und Abstand weniger als 5 cm liegen.“ Deshalb hat die Hochbahn im März sog. Gapfiller installiert – ein Art Lückenbüßer zwischen
mehr als ein fußbreit Abstand
Mehr als ein fußbreit Abstand
Bahnsteigkante und Zug. Auf dieses Gummiprofil kann man drauftreten und -rollen, sie sichern den Übergang in den Waggon. Das gilt vor allem für RollstuhlfahrerInnen, die bekanntlich ihren Zugang zur Bahn am großen Schachbrett finden.
In einer sechsmonatigen Testphase prüfen nun Sensoren, wie viele Züge diese Kunststoff-Kämme berühren. Eigentlich dürfte nichts passieren, denn selbst bei Testfahrten mit Bau- und Museumszügen hat keiner die Gummikämme tuschiert. Helmut Krumm vom Seniorenbeirat ist zufrieden. Zwei Jahre haben Beirat, Behindertenverbände und Hochbahn darüber diskutiert, wie das Problem der Lücke gelöst werden kann. Im letzten Jahr wurde in Australien eine Lösung gefunden, die jetzt hier als Versuch erstmals am Klosterstern zum Zuge kommt.
Helmut Krumm - Seniorenbeirat
H.Krumm:Zugang für Rollifahrer
Wenn der Gapfiller seine Probezeit besteht, soll er auch an anderen Haltestellen zum Einsatz kommen. Unterdessen haben mehrere Eppendorfer bemängelt, dass vor allem an den ersten und letzten Waggons noch immer große Lücken zum Bahnsteig bestehen. Hier ist noch Handlungsbedarf. Helmut Krumm: „Überall, wo große Abstände sind, sollten Gapfiller eingesetzt werden. Damit die Fahrgäste an allen Türen gefahrlos ein- und aussteigen können.“ Einstweilen ist die Station Klosterstern noch nicht barrierefrei, sondern auch offiziell lediglich „barrierereduziert“. 

Text und Fotos: Hans Loose

Donnerstag, 27. April 2017

Klaus Kolb –
seit 30 Jahren ein "Mann für alle Fälle"


Klaus Kolb vor dem Eingang zum jetzigen Kulturhaus Eppendorf
Klaus im Jahr 1986
„Schon immer hat mich die Schnittstelle zwischen Kultur und Politik interessiert“. Bereits als Schüler organisierte der junge Klaus Rockkonzerte im heimatlichen Westerwald. Später in Hamburg lautete der Wunsch des inzwischen diplomierten Soziologen: Irgendetwas Sinnvolles tun, sich engagieren. Und dabei Spaß haben. Mitte der 80er Jahre wieder-belebten daher Klaus und sechs Gleichgesinnte den damaligen Verein „Bürgerhaus für Eppendorf“. Sie gründeten einen Kulturladen, der zunächst in der Erikastraße angesiedelt war, dann in der Wolfgang-Borchert-Schule, schließlich in der alten Polizeiwache an der Martinistraße. „Im August 1987 zogen wir ein, zwei Jahre später machten wir den ´Laden´ zum Kulturhaus,“ berichtet Klaus Kolb. In der Zwischenzeit war der Verein zum ABM-Projekt mutiert: gemeinsam renovierten die jungen Kulturinteressierten das Souterrain der ehemaligen Wache, das im Krieg als  Luftschutzkeller diente.  Anfangs hatte die Etage noch eine Bunkertür, keine Fenster. Lediglich spärliche Glühlampen am Draht beleuchteten jeden Raum. Zunächst nutzten die Kulturschaffenden aus Eppendorf den ersten Stock für Veranstaltungen. „Die Anfangszeit war besonders toll“, blickt Klaus zurück. Nach dem Ausbau nahm das Kulturprogramm Fahrt auf: ein Improvisationstheater, eine orientalische Erzählerin, legendäre Tangoabende gehörten dazu. Auch das „Forum Hamburger Autoren“ fand eine Heimat in Eppendorf. Musikschaffende gründeten ein Sinfonieorchester und einen Chor.
Urban Gardening a la MARTINIerLEBEN
Seit 15 Jahren hat das beliebte Kulturfrühstück für Frauen Tradition. Eine Kommission entschied über die Raumvergabe - auch wenn der Verein später zugunsten des UKE die Obergeschosse hergeben musste. Klaus Kolb: „Wir hatten auch den Außenraum im Blick“. Viele erinnern sich: so wurde der neue Marie-Jonas-Platz genutzt und dort getanzt. (In diesem Jahr wird am 10.7. an gleicher Stelle ein Spielenachmittag stattfinden – in Kooperation mit dem Bildungsnetzwerk Eppendorf.)
Zentrales Problem aller Kulturarbeit ist traditionell die Finanzierung. „Ohne Hauptamt wäre unser Haus eingegangen“, sagt er. Nach den ABM – Programm bewilligte die Kulturbehörde erstmals seine halbe Stelle. Anfang der 90er Jahre standen etliche Stadtteil-Kulturhäuser in Hamburg vor dem Aus: die Behörde hatte deren Unterstützung in den Haushaltsberatungen zunächst schlichtweg vergessen.
20 Jahre Kulturhaus

Klaus: „Das war mein schlimmster Moment“. Inzwischen erhält das Kulturhaus 140.000 €/Jahr aus dem Stadtteil-Kulturfonds. Die andere Hälfte der Kosten wird durch Kurseinnahmen, Spenden, Verkauf von Eintrittskarten und Getränken gedeckt. Die Verwaltung und das Finanzielle sind Pflicht, jedes neue Projekt ist die Kür für den 60jährigen. Es motiviert ihn, mit kreativen Menschen Neues auf die Beine zu stellen. Klaus: „Das Gleiche gilt für unser wunderbares Team. Wir arbeiten Hand in Hand und können gemeinsam so manches stemmen wie z.B. die große Ausstellung  „Kunstklinik“ im ehemaligen Krankenhaus Bethanien.“
2007 mit Udo Lindenberg
Klaus Kolb ist der Mann für alle Fälle: er arbeitet nicht nur als Geschäftsführer und Koordinator im Kulturhaus, sondern sitzt auch in den Vorständen der benachbarten Vereine Stadtteilarchiv Eppendorf und  MARTINIerERLEBEN. Im kommenden Jahr werden diese in das moderne neue Zentrum Martini 44 umziehen. „Wir freuen uns auf den Neubau“, sagt Klaus. Endlich können er und seine Mitstreiter*innen die Kultur aus dem Hinterhof herausholen. Auf Haupt- und Ehrenamtliche wartet viel Arbeit für die Innengestaltung. Klaus wird den Umzug begleiten – sicherlich mit mancher Idee.
Der Mann aus dem Westerwald hat das kulturelle Leben durch seine Ideen und sein Engagement in Eppendorf wesentlich bereichert. Irgendwann ist für ihn Übergabe des Staffelstabes angesagt. Denn in fünf Jahren geht Klaus in den wohlverdienten Ruhestand, denn ein Zuhause mit seiner Frau Irm hat Klaus Kolb natürlich auch. Dort schaltet er ab, liest nur private Mails und geht abends gerne ins Kino. 
(Das aktuelle Programm des Kulturhauses Eppendorf finden Sie hier.)

Bilder: Kulturhaus Eppendorf
Text: Hans Loose



Donnerstag, 13. April 2017

Barrierefrei?
ME hat die Plaza der Elbphilharmonie besucht


Heike vor der Elphi
Heike vor der Elphi
Unsere Tickets haben wir bereits vor einer Woche im Internet gebucht. Drei Monate nach Eröffnung wollen wir prüfen, inwieweit die Macher von Hamburgs Musiktempel in Sachen Barrierefreiheit vorangekommen sind. Kritik gab es in den ersten Wochen ja reichlich.
Rollstuhlfahrerin Heike parkt ihren Wagen auf einem der Behindertenparkplätze am Kaiserkai, etwa 80 Meter von der Elbphilharmonie entfernt. Weitere Sonderparkplätze gibt es im Elphi-Parkhaus. Am Haupteingang wäre eine Hinweisschild sinnvoll: Menschen im Rollstuhl bitte rechts durch den Gang! – 
Weg zur Außenplaza
Weg zur Außenplaza
Stattdessen weist uns ein Ausrufer über alle Köpfe hinweg den Weg. Einchecken für den Plazabesuch, Aufzugfahrt in den achten Stock – ohne Probleme. Es gibt keine Schwellen, Türen und Aufzüge haben eine ausreichende Größe.  In der großen Halle, die uns erwartet, drängen sich die Besucher*innen. Nun wollen wir wissen, wie wir zur Außenplattform kommen. Vergeblich: Hinweisschilder sind in den beiden Schleusen versteckt, die ins Freie führen. Die Wegführung ist insgesamt eher zurückhaltend. Und – wie gewohnt - ausschließlich auf Deutsch. Die Hansestadt beweist bei diesem Thema gern ihren Provinzcharakter.
Treppe als Stolperfalle
Treppe als Stolperfalle
Apropos Beschilderung: der
Blinden- und Sehbehinderten-Verein hat vor sechs Wochen fehlende Hinweise in den Fahrstühlen und auf der Treppe moniert. Doch die Schilder in den Fahrstühlen reflektieren auch heute, sind selbst für Menschen ohne Handicap kaum zu erkennen. Blindenschrift oder Etagendurchsagen gibt es nicht.  Die breite Treppe soll ihren Charakter als Stolperfalle ja demnächst verlieren. Doch noch fehlen die normgerechten Stufenmarkierungen.

Blick auf den Sandtorkai
Blick auf den Sandtorkai
Der Blick auf Hamburg ist natürlich gigantisch, allerdings heute leicht getrübt durch das Schmuddelwetter. Unterdessen wird es beim Rundgang über die Aussenplaza hinten eng. Dort drängen sich Besucher besonders stark, denn der Weg ist nur 1,45 m breit, also schmaler als ein traditioneller Fußweg. Schwierig für Menschen im Rollstuhl und Kinderwagen, im Gegenverkehr. aneinander vorbei zu kommen.


Warten vor dem Behinderten-WC
Warten vor dem Behinderten-WC
Toiletten für Mann und Frau sind auf der Plaza vorhanden, Behinderte im Rollstuhl finden ihr WC eine Etage tiefer. Es leuchtet die rote Besetzt-Lampe. Das Deckenlicht erlischt nach wenigen Minuten, wir müssen es durch Bewegung reaktivieren. Nach 10 Minuten überprüfen wir Tür und Toilette: das WC ist frei, die Lampe offenbar im Dauerbetrieb.

Gastronomie? Bitte klingeln
Gastronomie? Bitte klingeln
Ins Restaurant geht es für die Rollstuhl-Fahrer*innen nur über den 6. Stock. Und das ist der Höhepunkt unserer Erkundung: Heike landet vor einem verschlossenen Personaleingang des Restaurants. Sechs Minuten nach unserem Klingeln öffnet die freundliche Restaurantchefin. Wir werden über einen Lastenaufzug, in dem es nach Fisch riecht, auf die Restaurant-Ebene gehievt. Senatskoordinatorin Ingrid Körner hat diese unwürdige Situation bereits Anfang Dezember 2016 kritisiert. Die von Frau Körner geforderten Schilder in Richtung Restaurant sind offenbar angebracht; einen direkten Zugang zur Gastronomie für die Nutzer von Rollstühlen, Rollatoren und Eltern mit Kinderwagen wird es nicht geben.

Restaurant nur für Rollstuhlfahrer?
Restaurant nur für Rollstuhlfahrer?
Inzwischen hat sich auch eine Reihe von Musikern mit Handicap bei der Senatsbeauftragten gemeldet. Im Bereich der Künstler-Umkleideräume und Sanitäreinrichtungen soll die Barrierefreiheit ebenfalls auf der Strecke geblieben sein. 

Wie schreibt doch die Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Angelika Antefuhr nach ihrer Elphie-Begehung? "Die Elbphilharmonie soll als neues Wahrzeichen der Stadt Hamburg ein Zeichen in die Welt setzen. Dies muss auch ein deutliches Zeichen für Barrierefreiheit sein."

Heike Wandke / Hans Loose

Donnerstag, 6. April 2017

Das Thema ist noch lange nicht erledigt



Eindrücke und Ergebnisse der 9. Ideen- & Planungswerkstatt

Unter dem Motto Stufen, Kanten, Stolperfallen hatte MARTINIerLEBEN am 1. April zu einer Ideen- & Planungswerkstatt eingeladen, bei der die barrierefreie Teilhabe für alle Menschen im Fokus stand.

Neben einer Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus Politik und Verbänden, wurden in diesem Zusammenhang die Erfolge der AG barrierefrei und der Stadtteilführer Eppendorf hürdenlos vorgestellt.
Klaus Kolb
Doch zunächst hatte Klaus Kolb, Geschäftsführer vom Kulturhaus Eppendorf und Gründungsmitglied von MARTINIerLEBEN, die Veranstaltung eröffnet. Er erinnerte an den Um- und Ausbau des Quartiers, der vor über neun Jahren begann. Einerseits war die Schließung des Krankenhauses Bethanien ein Thema, andererseits die „wertvoll Perle Wohnstifte“ in denen über 600, meist ältere Menschen wohnen, darunter viele Rollstuhlfahrer*innen. „In unserem Quartier werden beispielhaft Lösungen für barrierefreie Situationen gesucht“, sagte Kolb, „eine altersgerechte Stadt sollte von uns mitgestaltet werden.“
Elisabeth Kammer von MARTINIerLEBEN gab anschließend einen Rückblick auf acht Jahre „AG Barrierefrei“. Sie erinnerte an eine ganze Reihe erfolgreich umgesetzter Maßnahmen:

  •  den für Rollstuhlfahrende abgesenkten Briefkasten
  •   die Umgestaltung des Platzes Ecke Schede- und Frickestraße – mit zwei seniorengerechten Bänken „Louise“
  • den Austausch von Rhein- und Kopfsteinpflaster in ebene Gehwegplatten bei 13 Einfahrten
  • Schaffung eines Fahrradweges durch die Asphaltierung der Sackgasse Frickestraße zwischen Breitenfelder- und Martini-Straße
Um die Verbesserungen zu erreichen, mussten oft viele Telefonate und Gespräche geführt werden. Auch Besuche und Eingaben beim Regionalausschuss gehörten dazu. Was dazu führte, dass 2011 das Gebiet um das ehemaligen Krankenhaus Bethanien („Dreieck“ zwischen der Fricke-, Schede-, Tarpenbek- und Martinistraße) vom Regionalausschuss als Musterquartier ausgezeichnet wurde.

Der druckfrische Stadtteilplan ist da!
Daraufhin stellten Pastor Uli Thomas von St. Martinus und die Projektleiterin Elisabeth Kammer den gemeinsam erarbeiteten Barrierefreien Stadteilführer „Eppendorf hürdenlos“ dem Publikum vor. Damit geht ein generationsübergreifendes Projekt nach gut einem Jahr zu Ende, an dem sowohl (ehemalige) Konfirmand*innen von St. Martinus als auch Rollstuhlfahrer*innen aus der Nachbarschaft (u.a. Zinnendorf Stiftung) mitgewirkt hatten. Rund 160 Anlaufadressen sind in dem großen Faltblatt gleich doppelt erfasst: als farbige Punkte auf einer Straßenkarte sowie als Eintrag im Text. Dabei wurden sowohl die Kontaktdaten der Geschäfte und Einrichtungen als auch Faktoren wie Fahrstuhl oder Rolli-Toilette dokumentiert. „Es war ein pädagogischer Selbstversuch“, erklärte Pastor Uli Thomas. Denn gesunde Jugendliche übten sich nicht nur als Rollstuhlfahrende, sie erlebten auch, wie sie an 2 cm hohen Kanten, an kurzen Ampelphasen, an Stufen vor Hauseingängen scheiterten. Uli Thomas: „Das war für alle Beteiligten eine interessante Erfahrung.“ Nach der Erfassung der Daten verbrachten die Projektleiterin und die Grafikerin Anja Escherich viele Stunden damit, die Daten aufzuarbeiten und zu Papier zu bringen.
Die Arbeit von MARTINIerLEBEN ist sicher beispielhaft auch für andere Stadtteile. Denn das Thema Barrierefreiheit ist noch lange nicht erledigt. Zugeparkte Wege, zu kurze Ampelschaltungen oder erschwerende Stufen und Treppen –  Handlungsbedarf besteht an vielen Stellen. Auch in Eppendorf, zum Beispiel:
  • die DHL-Station in der Eppendorfer Landstraße ist nur über eine Stufe erreichbar
  • den Fußweg in der Frickestraße verbreitern durch halbachsiges Parken 
  • die Ampelschaltung Schottmüller-/Breitenfelder Straße – Autos blockieren den Fußgängerweg, wenn diese auf Grün wechselt
  • das Holthusen-Bad ist nur über zehn Stufen erreichbar
In der darauffolgenden Podiumsdiskussion äußerten sich die Diskutanten über ihre Erfahrungen und ihren persönlichen Zugang zum Thema Barrierefreiheit.


So berichtete Sina Imhof (Vorsitzende des Regionalausschusses DIE GRÜNEN in Eppendorf/Winterhude) von ihren Erfahrungen, sich mit dem Kinderwagen im Hauptbahnhof zurecht zu finden, trotz Nutzung mehrere Fahrstühle. Frau Imhof berichtet außerdem von der Aggression, die ihr teilweise entgegenschlägt, wenn sie Falschparker auf Behindertenparkplätzen auf ihr Fehlverhalten anspricht. Sina Imhof wünscht sich, dass in der Politik die Belange der Behinderten grundsätzlich berücksichtigt werden. Erfolge der letzten Jahre sieht sie z.B. in der Absenkung der Bürgersteige. „Teilhabe ist keine Gnade und von dem Wohlwollen anderer abhängig, sondern ein Menschenrecht“, betont die Juristin.

Johannes Köhn (Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen – LAG) freut sich, dass er und seine Mitstreiter*innen bei der Hochbahn Erfolge erzielen konnten: seit 2011 werden alle Haltepunkte nach und nach barrierefrei ausgebaut. In fünf Jahren sollen alle Stationen einen Fahrstuhl haben. Er betont, dass nur 5% der Menschen mit Einschränkungen mit einer Behinderung geboren werden. 95% werden erst im Laufe ihres Lebens beeinträchtigt. Er weiß, dass Inklusion nicht umsonst zu haben ist, aber wenn die Barrierefreiheit einmal eingeführt würde, profitierten alle davon. Johannes Köhn hofft, dass in den Köpfen von Planer*innen etwas passiert. Sie sollten nicht erst ein Haus bauen und dann Barrierefreiheit aufsatteln. „Inklusives Design“ ist die Zauberformel.


Ingrid Körner (Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen) stört es, dass selbst bei Umbauten öffentlicher Gebäude Barrierefreiheit häufig eine untergeordnete Rolle spielt. Es wird zwar mehr für die Barrierefreiheit getan als früher, doch fällt es insbesondere Planer*innen und Architekt*innen schwer, die Belange der Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen in ihre Entwürfe einzubeziehen. „Die Haltung ist oft eine starke Barriere“, betont Körner. „Doch leider wird sie nicht so schnell verändert, wenn kein Druck da ist.“ Noch ist es so, dass private Träger*innen beim (Um-)Bau eines Hauses nicht an Auflagen bezüglich Barrierefreiheit gebunden sind. Außerdem wäre ihr wichtig, dass Behörden in Zukunft statt einem unverständlichen Amtsdeutsch eine einfache Sprache benutzen, damit alle Adressat*innen die Botschaft besser verstehen.
Frau Körner war von dem Stadtteilführer und davon, was MARTINIerLEBEN in Bezug auf Barrierefreiheit für dieses Quartier bereits getan hat, so sehr begeistert, dass sie den Verein für die Auszeichnung „Wegbereiter der Inklusion“ vorschlagen möchte.

... barrierefrei? Da ist noch Luft nach oben!
Heike Wandke, Rollstuhlfahrerin aus Eppendorf und aktives Mitglied bei MARTINIerLEBEN, appelliert an alle, sich einzumischen, wenn Autos fälschlicherweise den Behindertenparkplatz blockieren. Auch möchte sie nicht jedes Mal als Bittstellerin erscheinen und schiefe Blicke ernten, wenn sie in den Bus einsteigen möchte. Selbst bei dieser Veranstaltung, wo es doch um Barrierefreiheit geht, kann sie die Stufen zum Podium nicht ohne Hilfe überwinden, weil keine Rampe angebracht wurde. Heike Wandke freut sich, wenn ihr im Alltag Hilfe angeboten wird. Sie hofft jedoch, dass die hilfsbereiten Mitbürger*innen sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn sie im Einzelfall dankend ablehnt. Ihr Wunsch wäre es, nicht mehr nachdenken zu müssen, bevor sie etwas unternehmen möchte, sondern einfach losgehen oder losrollen zu können, ohne erst recherchieren zu müssen, ob etwas barrierefrei zugänglich ist. Denn das gehört zu einem selbstbestimmten Leben dazu.

Zum Schluss wurden Anmerkungen oder Anregungen aus dem Publikum aufgenommen und diskutiert. Eine Teilnehmende meinte, dass auch dieses Mal bei der Barrierefreiheit nur Mobilitätseingeschränkte gemeint wären und Menschen mit kognitiven Einschränkungen, die akustische oder visuelle Hilfestellungen bräuchten, nicht berücksichtigt wären. Andere Anregungen waren:
  •  Behindertentoiletten – sie sind für Rollstuhlfahrende oft viel zu eng
  • Der Fahrstuhl am Marie-Jonas-Platz sollte für Behinderte nutzbar sein, um auf den Gehweg zu kommen 
  • Eine öffentliche Toilette für den Eppendorfer Park 
  •  Längere Ampelschaltungen
  • Türen im Kundenzentrum Hamburg-Nord öffnen sich nicht mehr automatisch: Knöpfe sind da, funktionieren aber nicht
  • Der große Saal des Bezirksamtes hat jetzt auch eine Induktionsanlage (für Hörgeschädigte), ohne dass das bisher kommuniziert wurde

Letztendlich sei es eine Frage des Menschenbildes, meinte eine Besucherin, ob ich es normal finde, verschieden zu sein oder nicht. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass Hamburg eine barrierefreie Stadt werden soll. Doch bis es soweit ist, muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn Barrierefreiheit beginnt in den Köpfen.