Anfang August hat eine
Stadtteilzeitung gemeldet „Rentner fällt auf Enkeltrick herein.“
Und als ob sich die
Betrüger mit unserem Verein MARTINIerLEBEN abgesprochen hätten: Am 04.08.2015
war der Bürgernahe Beamte Wilm Böwig zu Gast im NachbarNetzCafé, um über dieses
Thema zu referieren. Neben der Enkel-Nummer informierte der Polizeihauptkommissar
auch über Wohnungseinbrüche – und wie man sich davor schützen kann. Hans Loose sprach mit
unserem Stadtteilpolizisten.
Herr Böwig,
Unbekannte haben einen Rentner in der Nissenstraße um mehrere 1000 Euro
betrogen. Was war da los?
Gegen 18 Uhr hatte das Telefon bei dem älteren Herrn
geklingelt. Eine Frau gab sich als Bekannte aus. Sie sei in finanzieller
Notlage und flehte ihn um Geld an. Der Rentner dachte, es handele sich um eine alte
Freundin und wollte helfen. Er ging daraufhin zu seiner Bank und holte Geld aus
dem Automaten. Nur 40 Minuten später klingelte ein angeblicher Notar an seiner
Tür. Der Komplize der falschen Freundin stellte eine Quittung aus und nahm das
Geld in Empfang. Vergeblich versuchte der Betrogene anschließend, seine
Freundin zu erreichen. Erst unsere Kollegen, die er schließlich informierte,
konnten mit der Frau Kontakt aufnehmen. Die Dame wusste von nichts. Der Rentner
war bis zum Schluss fest der Meinung, dass es sich bei der Anruferin um seine
Bekannte gehandelt haben muss.
Nun ist der
sogenannte Enkeltrick ja nicht neu. Dennoch gelingt es Betrügern mit immer neuen
Varianten, vor allem ältere Menschen über den Tisch zu ziehen. Wie kommen die
Betrüger denn an die Telefonnummern ihrer Opfer?
Die Täter suchen im Telefonbuch nach alten deutschen Namen:
Anne, Heidi, Hartmut waren vor 50 bis 60 Jahren sehr verbreitet. Auf unserer
Wache in der Troplowitzstraße 3 halten wir Formulare bereit, mit denen man bei
der Telekom und anderen Anbietern die Abkürzung des Vornamens im Telefonbuch
beantragen kann.
Und wenn dann doch
mal ein Mensch bei mir anruft, bei dem ich vermute, dass er böse Absichten hat,
was soll ich dann tun?
Wenn Sie Argwohn hegen, legen Sie sofort auf! Wenn Sie es
sich zutrauen, spielen Sie das Spiel mit. Wenn Sie nicht einfach auflegen
wollen, kündigen Sie an, das Geld von der Bank holen zu müssen. Dann sollten
Sie unbedingt mit der Dienststelle für Trickdiebstahl (LKA 43) unter Tel. (040)
428 6 – 74303 die nächsten Schritte absprechen.
Manchmal helfen ja
auch Bankangestellte, einen älteren Menschen vor Betrug zu schützen.
Bankbetrüger sind sehr pfiffig. Unser LKA 433 schult deshalb
regelmäßig Bankmitarbeiter, damit diese gegebenenfalls die Polizei alarmieren,
wenn Ihnen ein Vorgang verdächtig erscheint.
Das zweite Thema des NachbarNetzCafés waren die häufigen Wohnungseinbrüche. Wie kann der Bürger
sich hier schützen?
Einbrüche erfolgen vor allem in den oberen Etagen. Dort
werden Diebe wenig gestört. Ihr Komplize kann schon beim Aufhebeln oder -brechen
der Wohnungstür überprüfen, ob sich jemand im Treppenhaus von unten nähert.
Schutz vor Einbrüchen bieten Quer- und vor allem Längsriegel. Ist das
Eindringen in die Wohnung zu kompliziert, lässt der Einbrecher gern davon ab.
Der Bürger sollte jedoch auch darauf achten, dass keine Leiter hinter dem Haus
im Hof steht. Ungenutzte Leitern sollten immer angekettet sein. Gegebenenfalls
müssen Sie den Vermieter um Unterstützung bitten.
Besonders beliebt bei
Einbrechern sind offenbar ebenfalls Erdgeschoss-Wohnungen.
Diese werden überwiegend von außen angegangen. Auch dort
sollten Sie es den Eindringlingen möglichst schwer machen. Fenster sollten beim
Verlassen der Wohnung nicht auf Kipp stehen und außerdem abgeschlossen werden.
Außerdem: Pflastern Sie Ihren Balkon nicht so sehr mit Balkonpflanzen. Sie
bieten Einbrechern eine hervorragende Deckung vor Blicken von außen.
Einbrecher wenden in letzter Zeit neue Hilfsmittel an, um in Häuser und Wohnungen zu kommen. Dazu sollen unter anderem Plastikflaschen dienen.
Einbrecher wenden in letzter Zeit neue Hilfsmittel an, um in Häuser und Wohnungen zu kommen. Dazu sollen unter anderem Plastikflaschen dienen.
Die Flippermethode (eine aufgeschnittene Flasche) ist eine
Methode, wie Sie sie vielleicht aus dem Fernsehen mit den Kreditkarten kennen. Es
wird versucht, die Falle im Türschloss zurückzudrücken, sodass die Tür
aufspringt. Diese Methode funktioniert allerdings nur dann, wenn die Tür ins
Schloss gezogen und nicht abgeschlossen wurde.
Dann gibt es ja noch
den Trick mit den Plastikklemmen.
Diesen Trick wenden Einbrecher gerne an, um zu überprüfen,
ob Haus oder Wohnung unbewohnt sind bzw. die Bewohner sich im Urlaub befinden.
Schmale Pastikstreifen, etwa 8 cm lang, werden dabei in U form gebogen und
zwischen Eingangstür und Rahmen gezwängt. Einige Tage später kommt der Späher
erneut vorbei. Sind die Plastikklemmen heruntergefallen oder verschwunden, war
jemand in der Wohnung. Klemmen Sie noch an gleicher Stelle, kann der Einbruch
verübt werden
So sieht ein echter Polizeiausweis aus. |
Gute Nachbarschaft ist wichtig! Öffnen Sie über die
Gegensprechanlage nur Bekannten die Haustür. Und wenn der Postmann klingelt,
schauen Sie, ob wirklich nur er ins Gebäude kommt. Wenn Sie Unbekannte im
Treppenhaus treffen, sprechen Sie sie an. Fragen Sie, zu wem sie wollen. Sollte
Ihnen Personen verdächtig erscheinen, scheuen Sie sich nicht, den kostenlosen
Polizeinotruf 110 zu wählen. Den Kampf gegen Wohnungseinbrüche hat die
Hamburger Polizei zu Ihrem Hauptauftrag in der Kriminalitätsbekämpfung gemacht.
Was kann ich tun,
wenn ich mehr wissen will, um Betrug oder Einbruch zu verhindern?
Mehr Informationen erhalten Sie im Internet unter http://www.hamburg.de/polizei/kriminalpraevention/
Sie können auch einen Termin mit der Kriminalpolizeilichen
Beratungsstelle Caffamacherreihe 4 vereinbaren. Die Rufnummer: (040) 428 6 –
70777.
Danke, Herr Böwig,
für unser Gespräch!
Text und Bilder: Hans Loose
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