Eppendorfs Straßen im Eignungstest |
Die Vorbereitungen für den barrierefreien Stadtteilführer Eppendorf haben begonnen. Das Faltbatt ist ein gemeinsames Projekt von MARTINIerLEBEN und der Gemeinde St. Martinus. Am Freitag, dem 27. Mai ist eine Gruppe Wagemutiger losgezogen, um im Selbstversuch und unter fachkundiger Anleitung den Stadtteil auf seine Rollstuhltauglichkeit zu testen. Insgesamt machten sich an diesem Morgen folgende Testpesonen auf den Weg: zwei Erwachsene im Elektrorollstuhl, zwei Jugendliche, die dieses Jahr konfirmiert wurden, ein Jugendgruppenleiter von St. Martinus und vier fußläufige Erwachsene, darunter Elisabeth Kammer und Pastor Uli Thomas, die dieses Projekt leiten.
Herauf mit Muskelkraft |
Hohe Bordsteinkanten, Steigungen
oder verengte Gehwege durch parkende Autos - es galt, am eigenen Leib zu
erfahren, mit welchen Hindernissen und Unwägbarkeiten Rollstuhlfahrende im
Straßenverkehr zu kämpfen haben. Für das nötige Versuchsequipment in Form von
drei Aktiv-Rollstühlen sorgte das Elim Seniorenzentrum und auch das Wetter bot
günstige Bedingungen für dieses Experiment.
Nach der Verteilung der
Fahrgeräte ging es vom Gemeindezentrum St. Martinus aus über die Ampel in der Tarpenbekstraße
in die Martinistraße weiter in Richtung Erikastraße. Nach einem kurzen
Stück auf der Schubackstraße und einem Linksschwenk, musste der Haynspark überquert
werden, wobei hier eine Steigung bis zum anderen Ende der Parkanlage zu
bewältigen war. Anschließend belohnten sich die Testpersonen mit kühlen Getränken für ihre Ausdauer und Anstrengung.
Zwischendurch: nützliche Tipps |
Eine der
prägendsten Beobachtungen dieses Selbstversuchs war, dass Rollstuhlfahrende als
Gruppe auf die fußläufigen Passanten einen enormen Eindruck machen und sie
neugierig werden lassen. Immer wieder blieben Menschen stehen und beobachteten die
Kolonne. Die entgegen kommenden Fußgänger*innen wichen aus und machten den Weg
frei. Als einer der Neu-Rollstuhlfahrenden immer wieder vergeblich versuchte,
die Bordsteinkante zu überwinden, wurde er von einer Bekannten angesprochen, die
sich entsetzt zeigte, ihn im Rollstuhl zu sehen. Bis auf die Hinz &
Kunzt-Verkäuferin vor dem Penny-Markt kam ihm aber niemand zur Hilfe.
Herausforderung Kante |
Die
Testpersonen geben zu, dass es nicht so einfach war, den Rollstuhl in der
Geraden zu halten, besonders bei Unebenheiten in der Fahrbahn driftete er schnell
in eine Richtung ab. Selbst niedrige Kanten und Buckel zu überwinden, erwies
sich als Herausforderung. Am schwierigsten war es, Bordsteinkanten vorwärts
hochzukommen, ohne dass der Rollstuhl nach hinten kippt. Hier gab Erk Brodersen
vom Projektteam barrierefreier Stadtteilführer immer wieder hilfreiche Tipps in
Sachen Navigation. Bei der Steigung waren Muskelkraft und Ausdauer gefragt, um
ein ständiges Zurückrollen zu verhindern. Und auch das Hinunterfahren sieht mitunter
leichter aus, als es in Wirklichkeit ist. Hier lernten die Probanden, auf eine bestimmte
Art abbremsen, um in der Spur zu bleiben. Zugeparkte Fußgängerwege und dicht an
dicht geparkte Autos machen das Durchkommen oft unmöglich.
Schon wieder eng |
Es ist allen
Teilnehmer*innen an dem Experiment sicher bewusst geworden, mit welchen
Schwierigkeiten und Mühen die Aktiv-Rollstuhl Fahrenden konfrontiert sind, wenn
sie sich im Straßenverkehr bewegen. Die noch immer häufig nicht barrierefrei
gestalteten Zugänge zu vielen Gebäuden, Wohnungen und öffentlichen
Verkehrsmitteln erschweren die Fortbewegung noch zusätzlich.
Fröhlicher Ausklang im Café |
Die Gruppe
trifft sich am Freitag, den 10. Juni für einen weiteren Erkundungsgang wieder: diesmal testen sie Geschäfte, Dienstleister und Gastronomie auf Rampen und barrierefreie Zugänge.
Mögliche Sponsoren, die das Faltblatt für barrierefreies Einkaufen in Eppendorf mit einer Anzeige unterstützen wollen, können sich gern bei Elisabeth Kammer von MARTINIerLEBEN unter elisabeth.kammer@martinierleben.de oder der Telefonnummer 040-46 77 93 25 melden.
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