Donnerstag, 27. April 2017

Klaus Kolb –
seit 30 Jahren ein "Mann für alle Fälle"


Klaus Kolb vor dem Eingang zum jetzigen Kulturhaus Eppendorf
Klaus im Jahr 1986
„Schon immer hat mich die Schnittstelle zwischen Kultur und Politik interessiert“. Bereits als Schüler organisierte der junge Klaus Rockkonzerte im heimatlichen Westerwald. Später in Hamburg lautete der Wunsch des inzwischen diplomierten Soziologen: Irgendetwas Sinnvolles tun, sich engagieren. Und dabei Spaß haben. Mitte der 80er Jahre wieder-belebten daher Klaus und sechs Gleichgesinnte den damaligen Verein „Bürgerhaus für Eppendorf“. Sie gründeten einen Kulturladen, der zunächst in der Erikastraße angesiedelt war, dann in der Wolfgang-Borchert-Schule, schließlich in der alten Polizeiwache an der Martinistraße. „Im August 1987 zogen wir ein, zwei Jahre später machten wir den ´Laden´ zum Kulturhaus,“ berichtet Klaus Kolb. In der Zwischenzeit war der Verein zum ABM-Projekt mutiert: gemeinsam renovierten die jungen Kulturinteressierten das Souterrain der ehemaligen Wache, das im Krieg als  Luftschutzkeller diente.  Anfangs hatte die Etage noch eine Bunkertür, keine Fenster. Lediglich spärliche Glühlampen am Draht beleuchteten jeden Raum. Zunächst nutzten die Kulturschaffenden aus Eppendorf den ersten Stock für Veranstaltungen. „Die Anfangszeit war besonders toll“, blickt Klaus zurück. Nach dem Ausbau nahm das Kulturprogramm Fahrt auf: ein Improvisationstheater, eine orientalische Erzählerin, legendäre Tangoabende gehörten dazu. Auch das „Forum Hamburger Autoren“ fand eine Heimat in Eppendorf. Musikschaffende gründeten ein Sinfonieorchester und einen Chor.
Urban Gardening a la MARTINIerLEBEN
Seit 15 Jahren hat das beliebte Kulturfrühstück für Frauen Tradition. Eine Kommission entschied über die Raumvergabe - auch wenn der Verein später zugunsten des UKE die Obergeschosse hergeben musste. Klaus Kolb: „Wir hatten auch den Außenraum im Blick“. Viele erinnern sich: so wurde der neue Marie-Jonas-Platz genutzt und dort getanzt. (In diesem Jahr wird am 10.7. an gleicher Stelle ein Spielenachmittag stattfinden – in Kooperation mit dem Bildungsnetzwerk Eppendorf.)
Zentrales Problem aller Kulturarbeit ist traditionell die Finanzierung. „Ohne Hauptamt wäre unser Haus eingegangen“, sagt er. Nach den ABM – Programm bewilligte die Kulturbehörde erstmals seine halbe Stelle. Anfang der 90er Jahre standen etliche Stadtteil-Kulturhäuser in Hamburg vor dem Aus: die Behörde hatte deren Unterstützung in den Haushaltsberatungen zunächst schlichtweg vergessen.
20 Jahre Kulturhaus

Klaus: „Das war mein schlimmster Moment“. Inzwischen erhält das Kulturhaus 140.000 €/Jahr aus dem Stadtteil-Kulturfonds. Die andere Hälfte der Kosten wird durch Kurseinnahmen, Spenden, Verkauf von Eintrittskarten und Getränken gedeckt. Die Verwaltung und das Finanzielle sind Pflicht, jedes neue Projekt ist die Kür für den 60jährigen. Es motiviert ihn, mit kreativen Menschen Neues auf die Beine zu stellen. Klaus: „Das Gleiche gilt für unser wunderbares Team. Wir arbeiten Hand in Hand und können gemeinsam so manches stemmen wie z.B. die große Ausstellung  „Kunstklinik“ im ehemaligen Krankenhaus Bethanien.“
2007 mit Udo Lindenberg
Klaus Kolb ist der Mann für alle Fälle: er arbeitet nicht nur als Geschäftsführer und Koordinator im Kulturhaus, sondern sitzt auch in den Vorständen der benachbarten Vereine Stadtteilarchiv Eppendorf und  MARTINIerERLEBEN. Im kommenden Jahr werden diese in das moderne neue Zentrum Martini 44 umziehen. „Wir freuen uns auf den Neubau“, sagt Klaus. Endlich können er und seine Mitstreiter*innen die Kultur aus dem Hinterhof herausholen. Auf Haupt- und Ehrenamtliche wartet viel Arbeit für die Innengestaltung. Klaus wird den Umzug begleiten – sicherlich mit mancher Idee.
Der Mann aus dem Westerwald hat das kulturelle Leben durch seine Ideen und sein Engagement in Eppendorf wesentlich bereichert. Irgendwann ist für ihn Übergabe des Staffelstabes angesagt. Denn in fünf Jahren geht Klaus in den wohlverdienten Ruhestand, denn ein Zuhause mit seiner Frau Irm hat Klaus Kolb natürlich auch. Dort schaltet er ab, liest nur private Mails und geht abends gerne ins Kino. 
(Das aktuelle Programm des Kulturhauses Eppendorf finden Sie hier.)

Bilder: Kulturhaus Eppendorf
Text: Hans Loose



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