Dienstag, 10. Juli 2018

Vier Pfoten für Wärme und Verständnis

Foto: 4 Pfoten für Sie - Michael Hagedorn
Gleich drei Hündinnen waren kürzlich im MARTINIerLEBEN-Café zu Gast. Begleitet von der Ehrenamtlichen Milena Minhas, der Koordinatorin des Projektes "4 Pfoten für Sie", Bianca Huckfeldt und Pamela Freese Leiterin des Bereiches "Betreuungsgruppen" der „Hamburgischen Brücke“, die über die Einsätze auf vier Pfoten für demenziell Erkrankte berichteten.

Ein Praxisbeispiel*: Seit zwei Jahren besuchen Sabine und ihr Golden Retriever Archie eine ältere Dame in Lokstedt. Petra Meyer (92) lebt allein und ist demenzkrank. Zur Vorbereitung hat Sabine einen 40-stündigen Qualifizierungskurs – und zwei Praxistage – absolviert. Außerdem machte sie den Hundeführerschein. „Am Anfang unserer Besuche hat mich die Dame nicht immer erkannt“, erzählt Sabine, „den Hund schon.“ Inzwischen weiß Frau Meyer, dass ihr vierbeiniger Freund dienstags um 16 Uhr zu Besuch kommt. Sie steht dann am Fenster und erwartet ihre Gäste. Es gibt ein paar Rituale: Gleich nach der Ankunft holt die Betreuerin ihren Futterbeutel für Archie raus. Der sitzt dann schon vor Frau Meyer und wartet auf sein Leckerli. Zunächst wird gekuschelt, dann spazieren gegangen. Fragen zu ihrer Vergangenheit beantwortet die Rentnerin gerne. Inzwischen erinnert sie sich manchmal sogar an aktuelle Themen. Zuweilen wird die Lokstedterin allerdings aggressiv, ärgert sich offenbar über ihre zunehmende Vergesslichkeit. Hund Archie schleckt ihr dann kurz über die Hand und schon fängt sie an zu lachen und knuddelt den Hund. Der Golden Retriever hat ein Gespür dafür, wann man "Blödsinn" machen kann und wann man bei ihr stillhalten sollte, um sich drücken zu lassen.
Hunde sind besonders geeignet, um zu Menschen mit Demenz Kontakt aufzubauen“, erklärt Annika Mätzig, die bei der Hamburgischen Brücke für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Das liegt vor allem an ihrem Wesen. Grundsätzlich ist jede Hunderasse für den Besuchsdienst geeignet. Der Vierbeiner muss zum Zeitpunkt des Qualifizierungskurses mindestens 18 Monate alt und gesund sein. Die ehrenamtlich arbeitenden Teams (8-12 gibt es allein in Hamburg) werden nicht allein gelassen, stehen in engem Kontakt mit der Koordinatorin des Projektes und können ihre Erfahrungen in Gruppensitzungen austauschen. Bisher gibt es noch kein Vier-Pfoten-Projekt in Eppendorf, sondern nur in Barmbek, Osdorf und vier weiteren Stadtteilen. Doch wer weiß, vielleicht ändert sich das, wenn die Hamburgische Brücke mit der Sozialstation Eppendorf in den Neubau des ehemaligen Krankenhaus Bethanien in der Martinistraße 44 einziehen und dort eine Wohn-Pflege-Gemeinschaft für Menschen mit Demenz einrichten wird.

Kontakt: 
Bianca Huckfeldt, HAMBURGISCHE BRÜCKE, Das Demenzdock, Hellbrookkamp 58, 22177 Hamburg, Tel.: 040 - 460 21 58, E-Mail: huckfeldt@hamburgische-bruecke.de


Zu der Wohn-Pflege-Gemeinschaft der HAMBURGISCHEN BRÜCKE wird es zwei Info-Abende geben. Jeweils montags am 27. August und 24. September um 17:30 im Restaurant Martini, Behtanien-Höfe, Martinistraße 41. Kontakt: Ulrike Böther, 040 - 22 72 98 -22, wpg@hamburgische-bruecke.de


* Namen geändert

Text: Hans Loose (mit Material von "4 Pfoten für Sie", Köln)
Redaktion: Larissa Rode

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